Berge

Alles ist im Fluss

Datum: 1. Februar 2021

Das KAWA Modell- alles fließt

KAWA bedeutet Fluss. Es beschreibt sozusagen den Lebensfluss als Lebensreise. Das Leben ist eine Reise durch Zeit und Raum; genauso ist es bei einem Fluss: was als kleine Quelle, Rinnsal, Bach beginnt, kann sich verändern und in Tiefe, Breite und Geschwindigkeit variieren und schließlich in einem Meer münden. Jeder Fluss ist verschieden und individuell: breit oder schmal, tief oder flach, klar oder trüb, kalt oder warm, schnell oder träge. Auch die Flussumgebung ist wechselhaft (Berge oder Flachland) und der Fluss  verändert sich stetig. Jeder Fluss enthält Wasser, Steine, Treibholz… und beeinflusst die Qualität des Fließens.

Wie ist unser Lebensfluss zu welcher Lebenszeit gestaltet? Ist der Fluss voll Wasser, ist er mit nur wenig Wasser gefüllt und zeigt sich wie ein kleines Rinnsal? Fließt das Wasser in einem ruhigen Strom oder hat er mehrere Stromschnellen und schlängelt sich durch Felsen? Wie viele Steine und Treibholz sind in dem Fluss zu sehen oder verbergen sich in den Untiefen des Wassers?

Das KAWA Modell ist ein ergotherapeutisches Modell von dem Japaner Michael Iwama. Es ist einerseits ein philosophisches Denkmodell und zusätzlich eine Prozessbegleitung bei einem für den Klienten schwierigen Thema. Der Klient lernt seine eigene, sehr persönliche Situation besser zu verstehen. Das KAWA Modell bietet einen Bezugsrahmen für eine klare Sicht auf die Komplexität eines Problems oder bestimmte Lebensereignisse. Das Modell dient sozusagen als Landkarte. Der Klient wird behutsam aus der Gedankenschleife hinaus hin zu Lösungen geführt.

Der KAWA- Lebensfluss enthält folgende Elemente:

  • Torimaki= Flussbett
  • Iwa= Steine
  • Ryuboku= Treibholz
  • Mizu= Wasser
  • Sukima= Zwischenräume

Der Fluss dient als Metapher und ermöglicht für den Klienten die Meta- Ebene, sozusagen eine „Draufsicht“ auf sein bisheriges Leben von Geburt bis zur Jetzt-Zeit. Wenn man mag, kann der Fluss auch über die Jetzt- Zeit hinaus als Zukunftsvision gemalt werden. Dann schließen sich Zieldefinitionen für den weiteren Lebensfluss an.

Das Flussbett (Torimaki) zeigt dem Fluss seinen Weg und bettet ihn ein. Es beschreibt im Modell die soziale und physische Umwelt des Klienten. Das Flussbett kann individuell ausgestaltet werden und enthält hemmende und förderliche Elemente für die Betätigung, die der Klient ausführen möchte oder muss.

Die Steine (Iwa) bedeuten die Probleme und Unwägbarkeiten, die der Klienten im wahrsten Sinne als Steine für seinen geplanten Weg erlebt hat. Die Probleme /Steine können verschieden groß oder kantig sein und unterschiedlich angeordnet sein. Je mehr Steine im Weg liegen, desto schlechter kann das Wasser im Fluss fließen, desto weniger ist alles im Fluss. Je mehr Probleme ein Mensch hat, desto weniger eigenaktiv oder kompetent fühlt dieser sich. Er scheint sich zu fühlen, als wenn er lediglich auf Probleme reagieren kann, aber sein Leben nicht aktiv gestalten kann.

Das Treibholz (Ryuboku) sind die persönlichen Stärken und Ressourcen, die der Klient mitbringt. Aber auch Schwächen und negative Charaktereigenschaften, genauso wie die Glaubenssätze und Erfahrungen gehören dazu. Das Treibholz kann einerseits bewirken, dass ein Stein gelockert und weg geschwemmt wird. Dann hat das Wasser mehr Platz sich frei zu entfalten und zu fließen. Andererseits kann ein Treibholz einige Steine im Weg verkeilen und fest setzen, so dass das Wasser schwer fließen kann. Die einzelnen Steine an sich stellen meist kein Hindernis dar, aber in Zusammenschluss mit dem Treibholz als ursächlicher Faktor werden die Steine gemeinsam ein großes Hindernis.

Das Wasser (Mizu) bezeichnet die Betätigungsmöglichkeit und die Gesundheit des Klienten. Ist viel Wasser im Fluss und kann das Wasser frei und ungehindert fließen, spürt der Klient wenig Belastung und kann im Flow seinen Betätigungen nachgehen. Die Arbeit geht dann z.B. leicht von der Hand.

Die Zwischenräume (Sukima) sind kleine, aber wichtige strategische Aspekte. Überall, wo hemmende Steine oder Treibholz liegen, öffnen sich kleine Zwischenräume durch die das Wasser dennoch fließen kann und ungehindert seinen Weg findet. Ziel des Coaching ist es, Öffnungen und Möglichkeiten zu sehen, diese Zwischenräume zu finden und zu erweitern. Durch geschickten Einsatz der vorhandenen Ressourcen aus dem Flussbett oder aus dem Treibholz können Steine gelockert werden und das Wasser fließt wieder ungehindert-  Entspannung tritt ein.